Mehr als 2000 Jahre war es den Ländern in Fernost vorbehalten, echten koreanischen Ginseng (Panax ginseng C. A. Meyer) anzubauen.
Ihrem Wissen und ihrer Erfahrung verdanken wir einen der größten Schätze der Medizin.
Seit Anfang der 1980er-Jahre muss die Ginsenggeschichte allerdings umgeschrieben werden. Galt Ginseng bis dahin in Europa als nicht kultivierbar, so hat ein Landwirt in Niedersachsen, inmitten
der Lüneburger Heide das Gegenteil bewiesen.
Im Jahr 1982 startete Ginsengpionier Heinrich Wischmann auf seinem historischen Helkenhof, heute Sitz von Deutschlands einzigen Ginseng-Gärten, der FloraFarm, mit dem Anbau von Ginseng.
Ein steiniger und von vielen Rückschlägen begleiteter langer Weg führte schließlich zum Ziel: Der ersten Ernte hochwertiger Ginsengwurzeln in Deutschland.
Inzwischen hat sich der Anbau etabliert und seit mehr als 40 Jahren wächst nun im kleinen Heideort Bockhorn bei Walsrode hochwertiger Ginseng heran und Produkte daraus (Arzneimittel, Kosmetika)
werden professionell vermarktet.
Beim Koreanischen Ginseng handelt es sich um eine Staude, die im Herbst alle oberirdischen Pflanzenteile abwirft und Winterruhe hält.
Ginseng ist ursprünglich eine Waldpflanze und verträgt daher nur wenig Sonne. Deshalb ist eine ausreichende Beschattung der Ginsengfelder für das Gedeihen der Pflanzen ganz wichtig. Im Frühjahr, kurz vor dem Austreiben der Pflanzen, werden die Schattendächer aufgestellt. Im Herbst werden sie wieder abgebaut, um Schäden der Anlage durch Sturm oder Schnee zu verhindern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Anbau ist das Verhindern von Staunässe. Der Boden sollte daher gut durchlässig sein. Zusätzlich werden die Beete ähnlich wie beim Spargelanbau in Hügeln angelegt, um das Regenwasser schneller abfließen zu lassen.
Eine dicke Mulchschicht, zum Beispiel aus Stroh, hält genügend Feuchtigkeit im Boden, schützt die Wurzeln im Winter vor Frostschäden und vermindert das Wachstum von Wildkräutern.
Erst nach sechs Jahren Wachstum werden die Ginsengwurzeln im Herbst geerntet. So lange sollten die Pflanzen wachsen, um einen optimalen Wirkstoffgehalt (Ginsenoside) in den Wurzeln zu erlangen und damit hohe Qualitätskriterien zu erfüllen.
Die im Hochsommer herrlich rot leuchtenden Beeren der Ginsengpflanze werden alljährlich geerntet und als Saatgut für die Anlage neuer Ginsengfelder genutzt.
Bei Heilpflanzen wie Ginseng, der auch zu Arzneimittel weiterverarbeitet wird, haben die Anbaumethoden einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität.
So arbeitet die FloraFarm streng nach den Leitlinien der Guten Landwirtschaftlichen Praxis (GAP) von Arznei- und Gewürzpflanzen.
Außerdem orientiert sie sich an der traditionellen koreanischen Regeln. „Sapientia lenta“ – das Wissen um den langsamen, stetigen Weg. Dies bedeutet im Anbau: Wer guten Ginseng nachhaltig ernten will, braucht viel Geduld.
Heutzutage besteht auch die Möglichkeit die Ginseng-Gärten zu besuchen und im Rahmen einer Führung alles Wissenswerte über die beliebte Heilpflanze zu erfahren.
Die Ginsengernte findet im Herbst - meist im Oktober - statt.
Wenn die Witterung trocken ist, wird das Ginsengfeld, das die 6-jährigen Wurzeln beherbergt, abgeerntet.
Viel Handarbeit ist nötig, da die Wurzeln sehr empfindlich sind und kaum mit normalen Gerätschaften geerntet werden können.
Nach dem Roden und dem Aufsuchen der Wurzeln vom Feld per Hand, wird der Ginseng gewaschen, nach Größe sortiert und getrocknet.
Danach wird ein Teil der Ernte zum Beispiel zu einem Ginsengextrakt weiterverarbeitet. In einem schonenden Verfahren werden die Wirkstoffe in Pulverform aufkonzentriert und anschließend in
Kapseln abgefüllt.