Was ist besser: Roter oder weißer Ginseng?

Im Handel wird sowohl roter als auch weißer koreanischer Ginseng bzw. Produkte in Form von Ginseng-Kapseln, Tabletten, Ginseng-Pulver, Tee etc. angeboten. Einige der Produkte sind reine Nahrungsergänzungsmittel, andere sind zugelassene Arzneimittel.

 

Um es gleich vorwegzunehmen: „besser“ im herkömmlichen Sinn ist keiner von beiden.

Bei einem Vergleich der Qualität von Ginseng kommt es auf die Güte der Wurzeln an, die Zeit brauchen, um die Wirkstoffe, "die Ginsenoside“, zu bilden.

 

Was ist roter, was ist weißer Ginseng?

Roter und weißer Ginseng sind nicht, wie häufig angenommen, Produkte verschiedener Pflanzen. Sie stammen vielmehr von der gleichen Heilpflanze, Panax ginseng C.A. Meyer, deren Wurzeln nur auf unterschiedliche Art konserviert wurden.

 

In früheren Zeiten der Ginsengnutzung war die Haltbarmachung der frischen, empfindlichen Wurzeln ein Problem. Moderne, heute übliche Verfahren gab es damals noch nicht und so musste eine Möglichkeit entwickelt werden, die Wurzeln "lagerfähig" zu machen.

 

Gesetzlichen Vorschriften folgend, durften früher nur mindestens sechs Jahre gereifte Ginsengwurzeln, die einen hohen Teil wertvoller Inhaltsstoffe enthalten, zu rotem Ginseng verarbeitet werden. Seit einigen Jahren ist der gesetzliche Schutz aufgehoben, und es gelangen nun auch jüngere, also weniger gehaltvolle Wurzeln von Panax ginseng in die Weiterverarbeitung.

Um zu „rotem Ginseng“ zu werden und lange haltbar zu sein, unterzieht man die Wurzelstücke einer zusätzlichen Behandlung.

Nachdem die eigentlich weißen koreanischen Wurzeln geerntet, nach Größe sortiert und gesäubert sind, werden sie heißem Wasserdampf ausgesetzt. Hierdurch verfärben sich die Zuckeranteile in der Wurzelrinde rötlich und die Oberfläche der Wurzel wird fest und glasig. Durch diese Hitzebehandlung werden aber auch bestimmte Enzyme und weitere Inhaltsstoffe zerstört. Erst nach diesem Verarbeitungsschritt wird der nunmehr „rote Ginseng“ getrocknet.

„Koreanischer roter Ginseng“ ist also nichts anderes als „weißer Ginseng“, der einer zusätzlichen Verarbeitung unterzogen wurde, wodurch meist auch eine Preissteigerung verursacht wird.

 

„Weißer Ginseng“ hingegen wird gleich nach der Ernte getrocknet und dann als Trockenwurzel oder in pulverisierter Form bzw. als Extrakt in Kapseln etc. angeboten.

Bei asiatischer Importware erfolgt die Verarbeitung des weißen Ginsengs größenteils bereits im 3. oder 4. Wachstumsjahr, wobei diese Auswirkungen auf die Qualität und Wirksamkeit der Ginseng-Produkte hat. Hinzukommt, dass in diesen Ländern im Gegensatz zu rotem Ginseng oftmals der weiße Ginseng zusätzlich geschält, d.h. die wirkstoffreiche, äußere Schicht entfernt wird, um optisch „ansprechender“ auszusehen.

Guter weißer Ginseng hingegen wird erst im 6. Jahr geerntet, gewaschen, getrocknet und ungeschält weiterverarbeitet, zum Beispiel zu mit Ginsengextrakt gefüllten Kapseln. Er hat also reichlich Zeit, um ein Maximum an wirksamen Inhaltsstoffen zu bilden.

 

 

Wirkung: Roter & weißer ginseng

Aufgrund der zusätzlichen Wärmebehandlung unterscheiden sich die beiden angebotenen Formen des Ginsengs hinsichtlich der darin enthaltenen Wirkstoffe (Ginsenoside).

Am auffälligsten ist der in etwa doppelt so hohe Gesamtgehalt an Wirkstoffen (Saponine = Stoffklasse der Wirkstoffe) beim weißen koreanischen Ginseng im Vergleich zum roten koreanischen Ginseng. Einzelne Inhaltsstoffe, z.B. das Ginsenosid Rg1, welches die Reaktions- und Leistungsfähigkeit erhöht und stimulierend wirkt, hat im weißen Ginseng eine 3-fach höhere Konzentration gegenüber dem roten Ginseng. Auch für den Inhaltsstoff Rb1, dessen Wirkung eine Blutdrucksenkung, Besänftigung und Entspannung ist, gilt diese erhöhte Konzentration.*

 

Beide Wirkstoffe gelten als Hauptkomponenten beim Einsatz von Panax ginseng für die Gesundheit.

 

Neben der Menge einzelner Ginsenoside ist jedoch auch deren Anzahl unterschiedlich. So bietet der unbehandelte Ginseng einige zusätzliche Wirkkomponenten.

Die Hitzebehandlung des roten Panax ginseng beeinflusst außerdem auch den Gehalt an Vitaminen und anderen wertvollen Inhaltsstoffen dieser Wurzeln.

 

So ist nicht verwunderlich, dass sich auch die Wirkung des weißen bzw. roten Ginsengs voneinander unterscheidet. Je nachdem, wie hoch letztendlich der Gehalt und die Summe der einzelnen Wirkstoffe in der Ginseng-Wurzel ist, fällt auch der gesundheitliche Nutzen unterschiedlich aus. Der insgesamt höhere Ginsenosidgehalt verstärkt jedoch die Wirkung des weißen Ginsengs.

 

*(Quelle: Sung Kwon Ko, Chung Ryul Lee, Yong Eui Choi, Byung Ok Im, Jong Hwan Sung and Kwang-Ro Yoon (2003): Analysis of Ginsenosides of White and Red Ginseng Concentrates; Research Note, Korea Ginseng Institute, Chung-Ang University)

 

 

 

Welche Nebenwirkungen hat roter bzw. weißer Ginseng?

Wie alle Naturheilmittel kann auch dieses Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf die darin enthaltenen Komponenten. Bei empfindlichen Personen können Übelkeit, Magenbeschwerden, Erbrechen und leichter Durchfall oder Verstopfung auftreten. Meist - wenn überhaupt - treten diese Symptome nur in den ersten Tagen der Einnahme auf.

Da Ginseng eine Heilpflanze ist, können Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz oder Nesselsucht auftreten, ebenso Schlafstörungen aufgrund zu später Einnahme.